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Vorhofflimmern
Vorhofflimmern ist eine meist chronische Herzrhythmusstörung. Dabei schlägt das Herz anhaltend unregelmäßig und oft so schnell, dass es weniger Blut in den Körper pumpt. Das Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Formen von Herzrhythmusstörungen.
Vorhofflimmern ist nicht unmittelbar lebensbedrohlich. Auf Dauer erhöht es aber das Risiko für Schlaganfälle. Durch verschiedene Behandlungen können die meisten Menschen trotz Vorhofflimmern ein normales Leben führen.
Symptome
Das häufigste Symptom ist Herzklopfen, das man in der Brust oder dem Hals spürt. Das Herz schlägt dann meist schneller und unregelmäßiger als normal. Ein gesunder Ruhepuls liegt meist zwischen 60 und 90 Herzschlägen pro Minute. Bei Vorhofflimmern kann er auf 120 bis 160 Schläge steigen.
Andere mögliche Symptome sind Schwächegefühl, schnelle Erschöpfung, Benommenheit und Schwindel. Bis zu 30 von 100 Menschen merken aber gar nicht, dass sie Vorhofflimmern haben.
Bestehen noch andere Herzerkrankungen, können weitere Beschwerden hinzukommen. Zum Beispiel kann eine Herzschwäche zu Kurzatmigkeit und Erschöpfung führen, vor allem bei körperlicher Belastung.
Ursachen
Das Herz zieht sich bei jedem Schlag zusammen und pumpt dadurch Blut in den Kreislauf. Der Herzschlag wird über elektrische Impulse geregelt. Der erste Impuls für einen Herzschlag entsteht im sogenannten Sinusknoten in der Wand des rechten Vorhofs. Der Impuls breitet sich wie eine Welle durch die beiden Vorhöfe aus und lässt sie einmal schlagen. Den normalen Ablauf nennt man Sinusrhythmus.
Bei einem Vorhofflimmern breiten sich elektrische Impulse in den Vorhöfen unregelmäßig aus. Das führt dazu, dass die Vorhöfe unkontrolliert zittern (flimmern).
Normalerweise helfen die Vorhöfe, die Herzkammern mit Blut zu füllen. Sie tragen etwa 20 % zur Leistung des Herzens bei. Beim Vorhofflimmern fällt diese Unterstützung aus. Die Herzkammern pumpen zwar weiter Blut in den Körper, allerdings weniger und unregelmäßiger.
Vorhofflimmern kann verschiedene Ursachen haben. Zu den häufigsten Auslösern gehören:
- Bluthochdruck
- Koronare Herzkrankheit
- Herzinfarkt
- Herzschwäche (sie kann auch Folge eines Vorhofflimmerns sein)
Manchmal liegt einem Vorhofflimmern eine behandelbare Ursache zugrunde, wie zum Beispiel eine undichte Herzklappe oder eine Schilddrüsenüberfunktion. Das Vorhofflimmern lässt sich dann unter Umständen durch einen Eingriff an der Herzklappe oder die Behandlung der Schilddrüse stoppen.
Bei ungefähr einem Drittel der Menschen mit Vorhofflimmern bleibt der Auslöser unbekannt.
Risikofaktoren
Die Wahrscheinlichkeit für ein Vorhofflimmern steigt vor allem mit dem Alter an. Nach Schätzungen sind etwa 2 % der Bevölkerung und etwa 7 % der über 65-Jährigen betroffen.
Wenn nahe Verwandte (Eltern oder Geschwister) Vorhofflimmern haben, ist das Erkrankungsrisiko höher. Außerdem können manche Herzoperationen Vorhofflimmern auslösen.
Zu den Risikofaktoren, gegen die man etwas tun kann, gehören:
starker oder häufiger Alkoholkonsum
- Rauchen
- Diabetes mellitus
- Bluthochdruck
- deutliches Übergewicht
- nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe)
Verlauf
Vorhofflimmern beginnt typischerweise mit seltenen, kurzen Episoden und kann mit der Zeit zu längeren Episoden oder einem permanenten Vorhofflimmern fortschreiten. Je nach Dauer unterscheidet man vier verschiedene Typen:
Beim paroxysmalen („episodenhaften“ oder „intermittierenden“) Vorhofflimmern normalisiert sich der Herzrhythmus meist innerhalb von etwa 48 Stunden ohne Behandlung von selbst. Es kann aber auch bis zu sieben Tagen anhalten. Paroxysmales Vorhofflimmern kann einmal auftreten oder in Episoden wiederkehren.
- Persistierendes Vorhofflimmern dauert länger als sieben Tage an.
- Lang anhaltendes persistierendes Vorhofflimmern besteht länger als ein Jahr.
- Permanentes Vorhofflimmern besteht dauerhaft.
Diese Einteilung ist aber eher eine grobe Orientierung: Denn oft ist unklar, ob das Vorhofflimmern schon einmal aufgetreten ist oder wie lange es bereits besteht.
Wichtig ist: Alle Arten des Vorhofflimmerns erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall. Deshalb spielt diese Einteilung bei der Entscheidung für oder gegen eine Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten heute keine große Rolle mehr.
Folgen
Ein Vorhofflimmern kann sich zwar durch verschiedene Beschwerden bemerkbar machen, bedeutet aber in den allermeisten Fällen keine akute Lebensgefahr. Langfristig kann es jedoch zu verschiedenen Folgeerkrankungen führen, insbesondere zu
Herzschwäche: Wenn die Vorhöfe nicht mehr richtig pumpen, muss der Rest des Herzens mehr leisten, um den Körper mit Blut zu versorgen. Dies kann das Herz auf Dauer überfordern und schwächen. Eine bereits bestehende Herzschwäche kann sich verschlechtern.
Schlaganfall: Beim Vorhofflimmern pumpen die Vorhöfe des Herzens nicht mehr ausreichend. Dadurch fließt das Blut in den Vorhöfen langsamer, staut sich und bildet leichter Gerinnsel. Wenn ein Blutgerinnsel über den Blutkreislauf zum Gehirn geschwemmt wird, kann es dort ein Gefäß verschließen und einen Schlaganfall auslösen.
Wie hoch das persönliche Risiko für einen Schlaganfall ist, hängt davon ab, ob neben dem Vorhofflimmern noch andere Risikofaktoren bestehen. Viele Menschen mit Vorhofflimmern haben noch andere Erkrankungen wie Bluthochdruck oder eine koronare Herzkrankheit.
Diagnose
Um eine genaue Diagnose zu stellen, mögliche Ursachen des Vorhofflimmerns zu finden und die Behandlung zu planen, kann eine Reihe von Untersuchungen helfen:
Erfassung der Krankheitsgeschichte (Anamnese): Die Ärztin oder der Arzt fragt nach Beschwerden, Vorerkrankungen, Alter und Familiengeschichte sowie Risikofaktoren für Herzkrankheiten.
körperliche Untersuchung: Hierzu gehört unter anderem die Messung von Puls und Blutdruck.
Elektrokardiogramm (EKG): Ein EKG misst die elektrischen Impulse, die den Herzschlag regeln. Mittels EKG lässt sich ein Vorhofflimmern zuverlässig feststellen. Ein EKG kann in Ruhe, unter Belastung und als Langzeit-EKG über 24 Stunden gemacht werden.
Bluttest: Mit einem Bluttest kann unter anderem die Schilddrüsenfunktion beurteilt werden. Eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine zu hohe Dosierung von Schilddrüsenmedikamenten kann Ursache eines Vorhofflimmerns sein. Auch die Blutsalze werden bestimmt, da Vorhofflimmern manchmal durch Störungen im Salz- und Mineralhaushalt ausgelöst sein kann.
Herzultraschall (Echokardiografie): Bei einer Ultraschalluntersuchung kann zum Beispiel die Größe der Herzkammern und der Zustand der Herzklappen kontrolliert werden.
Bestimmte Blutuntersuchungen helfen vor allem bei der Behandlungsplanung: So sind Nieren- und Leberwerte wichtig, weil bei einer Nieren- oder Leberschwäche nicht alle Medikamente infrage kommen.
Da Vorhofflimmern nicht immer Beschwerden verursacht, wird es manchmal auch zufällig festgestellt, zum Beispiel wenn aus anderen Gründen ein EKG gemacht wird.
Vorbeugung
Man kann selbst viel tun, um das Herz gesund zu erhalten – und damit auch einem Vorhofflimmern vorzubeugen:
- Mit dem Rauchen aufhören,
- sich mehr bewegen,
- bei Übergewicht etwas abnehmen,
- bei Bluthochdruck auf eine salzarme Ernährung achten,
- wenig Alkohol trinken.
Nachgewiesen ist zum Beispiel, dass Menschen mit Vorhofflimmern seltener eine Episode haben, wenn sie weitgehend auf Alkohol verzichten. Wer seinen Alkoholkonsum senken will, hat dazu viele Hilfen zur Verfügung. Auch durch eine Gewichtsabnahme konnten Menschen in einer Studie ihre Vorhofflimmern-Beschwerden lindern und die Zahl der Episoden senken.
Behandlung
Bei Personen mit Vorhofflimmern hat die Behandlung zwei Ziele: Zum einen sollen die Beschwerden durch den gestörten Herzschlag beseitigt oder zumindest gelindert werden. Zum anderen soll einem Schlaganfall vorgebeugt werden.
Für beide Behandlungen kommen verschiedene Medikamente infrage, die Vor- und Nachteile haben.
Behandlung der Beschwerden
Es kann ausreichen, den beschleunigten Puls mit Medikamenten zu senken, meist mit einem Betablocker. Das entlastet das Herz und hilft gegen Beschwerden. Diese Möglichkeit wird Herzfrequenz kontrollierende Behandlung (Frequenzkontrolle) genannt.
Wenn das zur Linderung nicht ausreicht, kommt eine Herzrhythmus stabilisierende Behandlung (Rhythmuskontrolle) in Frage. Mit ihr versucht man, das Vorhofflimmern zu beseitigen. Dies gelingt in der Regel durch gezielte elektrische Impulse in einer Klinik (Kardioversion). Rückfälle sind aber möglich. Eine Behandlung mit Medikamenten oder eine sogenannte Katheterablation können das Rückfall-Risiko senken. Das ist sinnvoll, wenn es erhöht ist oder bereits wiederholt Vorhofflimmern aufgetreten ist.
Selten kann das Vorhofflimmern selbst bedrohlich werden und zum Beispiel den Blutdruck stark abfallen lassen. Dann wird der Herzrhythmus in der Regel schnell durch gezielte elektrische Impulse wiederhergestellt.
Schlaganfall-Vorbeugung
Den meisten Personen mit Vorhofflimmern werden Medikamente zur Vorbeugung von Schlaganfällen empfohlen. Sogenannte orale Antikoagulanzien hemmen die Blutgerinnung und können dieses Risiko sehr wirksam senken.
Die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung mit Antikoagulanzien trifft man am besten gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt. Sinnvoll ist, die Vorteile (Vorbeugung von Schlaganfällen) und die Nachteile (Risiko für Blutungen) gegeneinander abzuwägen. Anhand der persönlichen Risikofaktoren lässt sich das persönliche Risiko für Schlaganfälle und Blutungen bestimmen. Dabei helfen spezielle Risikorechner.
Leben und Alltag
Wenn das Herz normal schlägt, nimmt man es gar nicht wahr. Das kann sich bei Vorhofflimmern ändern: Man merkt, dass das Herz nicht mehr so schlägt wie es soll. Das ist für viele Menschen so beunruhigend, dass sie zum Arzt gehen. Die Diagnose Vorhofflimmern ist dann zunächst ein Schreck, allerdings lassen sich die Symptome durch verschiedene Behandlungen meistens gut in den Griff bekommen. Hilfestellung bieten auch Schulungen: Sie vermitteln, wie man im Alltag mit der Erkrankung umgeht und die gerinnungshemmenden Medikamente richtig anwendet. Die Ärztin oder der Arzt hilft, bei der Krankenkasse einen Antrag auf eine Schulung zu stellen.
Trotzdem bleibt bei vielen Menschen eine Unsicherheit bestehen. Manche fragen sich, ob sie sich schonen müssen oder ob sie weiterhin gewohnten Aktivitäten nachgehen und Sport treiben können. Medizinisch spricht nichts dagegen. Forschungsergebnisse geben sogar Hinweise, dass moderater Sport die Fitness verbessert. Welche Sportart sich eignet, bespricht man besten mit der Ärztin oder dem Arzt.
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